Spiegelreflexkamera

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Minolta X-370s
Eine Spiegelreflexkamera im Querschnitt. Deutlich zu erkennen die Sucheroptik: Objektiv-Linsen, Spiegel, Mattscheibe, Sammellinse, Pentaprisma und Okular.
Eine Spiegelreflexkamera ließ verschiedenen Quellen zufolge der Brite Thomas Sutton (1819–1875) bereits im Jahre 1861 patentieren. Damals wurde noch mit "Nassplatten" fotografiert, weshalb Fotografieren noch nicht so sehr bei Amateuren verbreitet war. Und die Profis fragten Suttons Erfindung einfach nicht nach.

1880 erfand G. M. Whipple die zwei-äugige Spiegelreflexkamera, deren Reflexsucher-Objektiv synchron mit dem Aufnahme-Objektiv der Kamera scharfgestellt wurde. Man nennt diesen Kameratyp auch TLR, nach der Abkürzung des englischen Fachbegriffes twin-lens reflex camera. Echte TLRs haben tatsächlich "Zwillinge" als Objektive für Sucher und Kamera, d.h. Objektive gleichen Typs, gleicher Brennweite und Lichtstärke.

Mitte der 1930er Jahre wurden zeitgleich in Deutschland und der Sowjetunion die beiden ersten "einäugigen" Spiegelreflexkameras für 35mm-Film entwickelt, die GOMZ Sport und die Kine Exakta. Die Dresdner Entwickler der Firma Ihagee hatten einen Vorsprung, da sie bereits eine ähnliche Spiegelreflexkamera für Rollfilm entwickelt hatten, und konnten im Frühjahr 1936 ihre Kine Exakta vorstellen, ein Jahr früher als die Leningrader mit ihrer kompletten Neuentwicklung fertig waren, die sie planmäßig zum 20. Revolutionsjahrestag lieferten. Firma Minolta entwickelte in etwa zu dieser Zeit wenigstens schon ihre erste TLR, die Minolta-Flex fürs Mittelformat 6x6cm.

In den 1950er-Jahren kam die Weiterentwicklung der Spiegelreflexkameras wieder in Schwung, speziell im 35mm- bzw. Kleinbildbereich. Der Entwicklung schloss sich schließlich auch Firma Minolta an, nachdem andere japanische Firmen sogar schon mit Innovationen wie dem Rückschwingspiegel geglänzt hatten. Minolta machte sich sich zunächst insbesonders auch durch hochwertige Mechanik bei großer Kameragehäuse-Robustheit einen Namen, aber auch durch die hochwertigen vergüteten Rokkor-Objektive zu ihrem Kamerasystem. 1958 stellte sie das Kameragehäuse SR-2 vor, und 1998 das letzte Modell dieser Spiegelreflexkameraserie, die X-370s. Die Objektive der SR-2 sind auch noch an der X-370s verwendbar. Damit lieferte auch Minolta ein mustergültiges Kamerasystem für Wechselobjektive, mit einem in mehreren Schritten weiter entwickelten Objektiv-Anschlussbajonett, über 40 Jahre lang produziert.

Die SR-2 von 1958 hatte zwar schon einen Rückschwingspiegel, aber die Objektive wurden erst durch Betätigen des Filmtransport- und Spannhebels wieder auf Offenblende geschaltet. Nach und nach wurde das Objektiv-Bajonett verfeinert, und 1977 für die XD-7 sogar mit einer Blendensteuerung für Blendenautomatik erweitert. Diese Blendensteuerung funktioniert nur mit den seitdem erhältlichen "MD"-Objektiven, und nur an den Kamera-Modellen XD-7, XD-5 und X-700.

Neben den 90 bis 100% des Bildrahmens abdeckenden Spiegelreflex-Suchern, die parallaxenfrei das zeigen, was aufs Bild kommt, haben sich die Wechseloptiken als die große Stärke der einäugigen Spiegelreflexkameras herausgestellt, zumal schon früh der Sucherdurchblick bei Offenblende mit Umschaltung auf eingestellte Blende bei Verschluss-Auslösung auch für Wechselobjektive entwickelt war. So trägt jedes Objektiv einen Teil der Blendenauslösungsmechanik in sich, und nach dem Einsetzen des Objektives ist diese Mechanik an die der Kamera gekuppelt. Minolta brachte nur eine 35mm-Spiegelreflexkamera mit fest eingebautem Objektiv heraus, die Minolta ER. Für Pocketfilm wurden sogar zwei einäugige Minolta-Spiegelreflexkameras mit eingebautem Zoomobjektiv hergestellt. Alle anderen einäugigen Minolta Spiegelreflexkameras waren nur "Kameragehäuse" für eines von drei Spiegelreflexkamerasystemen, ab 1958 das bereits genannte System mit den SR/MC/MD-Bajonettvarianten, das vereinfachend auch manchmal das MF-System von Minolta genannt wird, wobei MF für manuelle Fokussierung steht, das Autofokus-Kamerasystem, das mit der 7000 AF ab 1985 den Markt umkrempelte und in der zweiten Generation auch als Dynax-Serie bekannt wurde, und das weniger bekannte Vectis- bzw. V-System für APS-Film, das 1996 vorgestellt wurde. Mit der RD-175 wurde auch ein digitales Spiegelreflexkameragehäuse mit AF-Bajonett und mit der Dimâge RD-3000 eines mit V-Bajonett vorgestellt. Auch für diesen Spiegelreflexkameratyp setzte sich die Abkürzung des englischen Fachbegriffes durch: DSLR (digital single-lens reflex camera). Die Modelle für Film wurden seither davon abgegrenzt als "analoge" Spiegelreflexkameras. Nach der Fusion mit Konica stellte die gemeinsame Firma Konica Minolta nur noch Kameragehäuse mit AF-Bajonett her, darunter zwei neuentwickelte digitale Bodies (body bzw. camera body=englisch für Kameragehäuse).

Seit 2006 liegt die Weiterentwicklung dieses nunmehr digitalen AF-Kamerasystems in Händen von Sony. Mit der Sony α100 von 2006 und der Sony α700 etablierte sich die Firma schnell im DSLR-Markt. Ab 2010 ist praktisch das Minolta AF-System durch Weiterentwicklung bei Sony zum universellen Kamerasystem geworden, dem Sony Alpha-System, bei dem an den für Autofokus-Spiegelreflexkameras entwickelten Objektiven nicht mehr notwendigerweise ein Spiegelreflexkameragehäuse, sondern stattdessen z.B. ein klappspiegelloses digitales Kameragehäuse wie die Sony α33 oder per Adapter sogar ein digitales Kompaktkamerasystemgehäuse wie die Sony α NEX-5 verwendet werden kann. Den wichtigsten Modernisierungsschritt in diesem Bereich hatte noch Minolta entwickelt mit den SAM/SSM-Autofokusantrieb. Mit dem α NEX Camera Mount Adapter können nur noch Objektive mit einem solchen im Objektiv eingebauten Fokussierantrieb verwendet werden, bei denen die mechanischen Funktionskupplungen zur Blendenauslösung und zum Fokussieren nunmehr vollständig ersetzt sind durch elektrische Kontakte, über die elektronische Steuersignale ausgetauscht werden.

Inhaltsverzeichnis

Vorteile

Vorteile Spiegelreflexkamera:

  • Optischer Eindruck im Sucher entspricht dem, was die Kamera auf dem Film bzw. Sensor ablichtet, da Kamera- und Sucher-Optik gleich sind.
  • Mattscheibenfokussierung für optimale Schärfekontrolle, ohne die Mattscheibe für die Aufnahme mit dem Film vertauschen zu müssen.

Vorteile einäugige Spiegelreflexkamera:

  • Parallaxenfreies Sucherbild
  • im Regelfall Wechselobjektive
  • bei Pentaprisma oder vergleichbarem Suchersystem:
    • seitenrichtiges Sucherbild

Vorteile TLR:

  • Keine Dunkelphase im Sucher während der Aufnahme
  • Manche Modelle haben auch Wechselobjektive
  • Kameraposition in Brust- oder Hüfthöhe bringt weniger perspektivische Verzeichnung porträtierter Personen

Funktionsprinzip

Einäugige Spiegelreflexkamera

  • Durch einen Klappspiegel wird das durch das Objektiv in die Kamera eindringende Licht von seinem direkten Pfad zur Bildebene (Film oder Sensor) umgeleitet auf eine Mattscheibe (oder eine flache Fresnellinsen-Scheibe). Die Umleitung erfolgt durch einen einen Klappspiegel. Der optische Pfad zur Mattscheibe ist genauso lang wie bei hochgeklapptem Spiegel der zur Filmebene. Beim Auslösen des Kameraverschlusses wird, während der Verschluss geschlossen ist, der Klappspiegel hochgeklappt und damit der eigentliche Kamera-Lichtpfad freigegeben. Dann öffnet der Verschluss für die manuell oder automatisch eingestellte Belichtungszeit, schließt wieder, und der Spiegel fällt in seine Lichtpfad-Umleitungsposition zurück.
  • Durchgesetzt hat sich eine Zusatzoptik zur Mattscheibe, durch die nicht mehr von oben ein seitenverkehrtes Sucherbild, sondern von hinten durch ein Okular ein seitenrichtiges Sucherbild zu sehen ist, weshalb die Kameras, wenn sie nicht auf Stativ verwendet werden, zumeist auf Augenhöhe verwendet werden. Für Freunde beider Varianten hatte Minolta das Gehäusemodell XM ihres MF-Spiegelreflexsystemes zusätzlich mit einem Wechselsuchersystem ausgestattet. Nur Firma Ihagee hatte mit ihren Exa/Exakta-Spiegelreflexkameras ein System im Markt, bei dem die meisten Modelle die für das ganze System standardisierten Exa/Exakta-Wechselsucher verwendeten.

Zweiäugige Spiegelreflexkamera

  • Durch mechanisch präzise gekuppelte Scharfstellmechanismen von Sucher- und Aufnahme-Objektiv wird erreicht, dass die Mattscheibe des Suchers so scharf abbildet, wie im selben Moment auch die Kamera das Bild aufnehmen würde.

Literatur

  • W.D. Emanuel, Minolta SLR Guide, London/New York 1980

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