Balgenkamera

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Balgenkameras haben wie ein Akkordeon einen Balgen, und zwar gewöhnlich als vier lichtdichte faltbare "Ergänzungswände" der Kamera zwischen Objektiv-Standarte und dem Kameragehäuse bzw. dem Rahmen um die Bildebene. Bei professionellen "Fachkameras" wird das genutzt, um durch Ausziehen oder zusammenschieben die Länge des Balgens zu variieren, und zwar entweder zum Fokussieren, zum Adaptieren unterschiedlicher Objektive, oder für Makro-Aufnahmen, oder zu all diesen Zwecken zusammen. Außerdem bieten diese Kameras je nach Typ mehr oder weniger Verstellmöglichkeiten, um etwa die Objektivstandarte für eine Perspektivkorrektur verschoben gegenüber der Bildebene einzustellen oder für eine Schärfeebene-Korrektur schräg zu stellen oder beides kombiniert.

Bei einfachen Faltbalgenkameras aus den 1950er-Jahren ist oft ein Auffalt- oder Spreizmechanismus eingebaut, der nur eine feste Position der Objektivstandarte erlaubt. Im besten Falle haben solche Kameras sogar einen auf Knopfdruch auslösbaren automatischen Selbstentfaltungsmechanismus. Fokussierbar ist das Objektiv bei solchen Kameras gewöhnlich nur, wenn es einen Schneckengang zur Entfernungseinstellung hat. In diesem Falle ersetzt der Balgen nur den festen Objektivtubus, mit dem eine solche Kamera aber nicht zusammenfaltbar wäre.

Faltbalgenkameras aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg sind meist sogenannte Laufbodenkameras. D.h. beim Öffnen der Vordertüre springt einem der Balgen nicht gleich entgegen, sondern zuerst muss die Türe ganz geöffnet werden. Auf deren Innenseite sind nämlich sie Schienen montiert, auf denen der Frontstandarten-Halter von Hand in Arbeitsposition gezogen wird bis dahin, wo ein kleiner Zeiger am Fuß dieser Halterung auf einer Skala die gewünschte Entfernung anzeigt. Vor allem alte Laufbodenkameras für Planfilm haben, zumeist für die Frontstandarte, auch Verstellmöglichkeiten zur Perspektiv- oder Schärfeebene-Korrektur, da bei diesen Kameras wie bei einer Profi-Fachkamera auch mit der Mattscheibe nicht nur fokussiert, sondern auch das Bild regelrecht komponiert werden kann. Einfache Laufbodenkameras haben solche Möglichkeiten garnicht.

Eine Spreizen-Kamera hat eine frei an sogenannten "Spreizen" aufgehängte Objektiv-Standarte. Diese Spreizen richten sich beim Entfalten des Kamerabalgens auf und rasten zumeist irgendwo ein, so dass die Objektivstandarte in ihrer Arbeitsposition ist. Bei smarteren Konstruktionen ist die Endposition der Spreizen variabel und verknüpft mit der Entfernungseinstellung, so z.B. bei der Auto-Minolta, wo sie sogar mit dem Entfernungsmesser gekuppelt sind.

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